Return on Investment
Die Langzeitnutzung von Material in friedensfördernden Einsätzen führt zu wertvollen Erfahrungen, welche in das Beschaffungswesen der Armee zurückfliessen können. Der Return on Investment respektive Return on Experience beschränkt sich jedoch nicht nur auf Material, auch das im internationalen Umfeld gewonnene Know-how der Peacekeeper kommt der Armee zugute.
22.04.2022 | Kommunikation SWISSINT

Friedensfördernde Einsätze sind Langzeiteinsätze – die Schweizer Soldatinnen und Soldaten leisten mindestens sechs oder zwölf Monate Dienst. Das Material wie Ausrüstung, Fahrzeuge und Systeme sind in Dauernutzung und die Beanspruchung ist dementsprechend hoch. Systeme für die Wasserproduktion, Stromversorgung und Übermittlung sowie Infrastrukturen (Containerbauten) werden über Jahre im Dauerbetrieb 24–7–365 betrieben und genutzt. Und dies unter erschwerten Bedingungen aufgrund von Auftrag, Klima und Strassenzustand.
Aus der UNO-Mission UNPROFOR im ehemaligen Jugoslawien traf beispielsweise 1996 von Schweizer Armeeangehörigen die Meldung ein, dass der Helm 61 bezüglich des Tragkomforts und ballistischen Schutzes nicht mehr dem erforderlichen Standard und den Sicherheitsanforderungen genüge. Da die Armee ebenfalls an einem neuen Helm interessiert war, lieferte diese Information die Initialisierung für die Beschaffung des aktuellen Helms 04. Zusammen mit armasuisse evaluierte die Abteilung Friedenserhaltende Operationen (Vorgängerin von SWISSINT) auf dem Markt vorhandene Helmtypen und spezifizierte das ausgewählte Modell, welches armasuisse anschliessend von der Anbieterfirma entwickeln und produzieren liess. Dieser Helm wurde zuerst als Prototyp an die Peacekeeper abgegeben, um deren Erfahrungen zu berücksichtigen, bevor die Evaluation für einen neuen Helm für die gesamte Armee eingeleitet und der Beschaffungsauftrag erteilt wurde.
Ausrüstungsgegenstände wie die Fleece-Jacke, der Wüstentarnanzug (TAZ 07 leicht) oder der Wüstenstiefel wurden ursprünglich für den Armeeauftrag Friedensförderung beschafft und später teilweise oder komplett in der Armee eingeführt. Für solche Beschaffungen fliessen die Erfahrungen der Peacekeeper in den Evaluationsprozess der Armee ein.
In Kosovo und Bosnien-Herzegowina führen die Peacekeeper ihren Auftrag mit schweizerischen Armeefahrzeugen aus. Zusammen mit armasuisse definierte die AFO respektive SWISSINT die erforderlichen Spezifikationen im Vergleich zu den in der Schweiz verwendeten Fahrzeugen, um den Soldatinnen und Soldaten die bestmöglichen Sicherheitsbedingungen für ihre Auftragserfüllung zu bieten. So kommen zum Beispiel Lastwagen mit geschützter Kabine sowie geschützte Fahrzeuge für die Sanität (GSANF) und für Patrouillen zum Einsatz. Gewisse Spezifikationen bedeuteten für alle Armeefahrzeuge einen Mehrwert und wurden deshalb von armasuisse bei der Nachbeschaffung berücksichtigt.
Der Campbau ist ein weiterer Bereich, der wertvolle, in friedensfördernden Einsätzen gewonnene Erfahrungen in die Armee zurückfliessen lässt. Das modulare Baukastensystem für die Erstellung von Arbeits- und Wohninfrastrukturen (Containerbauten) bewährt sich bestens. Diese Bauweise wurde 1991 für die Swiss Medical Unit in der Westsahara angewendet und wird seither erfolgreich ausgeführt und weiterentwickelt. Container werden zudem für die technischen Infrastrukturen wie Trinkwasseraufbereitung, Küchen und Sanitäranlagen verwendet und den laufenden Entwicklungen angepasst.
Einen wichtigen Aspekt bilden ferner die im Einsatz gewonnenen Erkenntnisse der Soldatinnen und Soldaten, von denen die Armee ebenfalls profitieren kann – im Sinne von «Return on Experience». Ein Beispiel liefert der Berufsunteroffizier, Adjutant Unteroffizier Carlo Jost: «Ich leistete als Logistics Advisor zugunsten der humanitären Minenräumung in der UNO-Mission MINURSO (Westsahara) einen zweijährigen Einsatz. Die Arbeit und das Leben in einem internationalen, multikulturellen Umfeld haben mich gelehrt, mit den Verschiedenheiten von Menschen feinfühliger und verständnisvoller umzugehen, was ich in meinem beruflichen Umfeld im Lehrverband Infanterie täglich umsetzen kann.»
Hauptmann Maria Tantardini war stellvertretende Hauskommandantin im Liaison and Monitoring Team in Mitrovica (Kosovo) und arbeitet heute für die Fachstelle «Frauen in der Armee und Diversity». «Die Auslandsmission hat meinen Horizont erweitert – auch in operativer Hinsicht mit der Zusammenarbeit zwischen den Armeen, die im Einsatz waren. Über einen längeren Zeitraum in einer realen Situation zu arbeiten hat mich gelehrt, meine Umgebung zu lesen, was mir während meines Milizdienstes grosse Vorteile für meine Aufgabe als Nachrichtendienstoffizier im Stab eines Bataillons bringt. Darüber hinaus gab mir die Erfahrung die Möglichkeit, fremdsprachigen Leuten aus anderen Kulturen und Religionen sowie unterschiedlicher Herkunft im militärischen und zivilen Bereich zu begegnen. Und das bietet mir auch eine hervorragende Grundlage für das Verständnis des Themas Vielfalt, welches das zentrale Thema des Fachdienstes Frauen in der Armee und Diversity ist.»
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