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SWISSCOY Update - «Ich habe Diesel im Blut!»

Obgfr Dominik Wiedmer ist Fahrer mit Leib und Seele. Wer mit ihm über die schweren Kolosse der Strasse spricht, merkt das sofort. Sie faszinieren ihn schon seit seiner Kindheit. Im Kosovo bei der SWISSCOY fährt er unter anderem für Material- und Personentransporte, aber auch im Konvoi, der regelmässig und bis zu rund 40 Tonnen vom Einsatzgebiet in die Schweiz zurückbringt.

08.03.2022 | Wm Selina Berner, Stv Presse- und Informationsoffizier SWISSCOY 45

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Beim 27-Jährigen sitzt jeder Griff, wenn er das Dieselfass

«Heute gehen wir die Dieselheizungen nachfüllen am Flughafen», sagt Obgfr Dominik Wiedmer und steigt in einen grossen Lastwagen, auf dem ein riesiges Dieselfass geladen ist. Er startet den Motor. «Oje, offenbar müssen wir erst einmal tanken gehen», meint er überrascht mit Blick auf die Tankanzeige, die nur noch einen Strich von Leer entfernt ist – den normalerweise wird dies direkt nach einer Fahrt erledigt. Gesagt, getan. Nach dem Tankstopp steigt Wiedmer erneut ein und schaut ungläubig auf die Anzeige, die sich auch nach 10 Minuten Tanken nicht verändert hat. «Na toll, die ist kaputt! Ich werde sie später reparieren lassen.» Kurz nur verzieht er verärgert das Gesicht, dann fährt er mit dem rund 18 Tonnen schweren Fahrzeug um die erste Ecke im Camp Novo Selo und sieht auch schon wieder aus wie der glücklichste Mensch auf Erden. «Weisst du, das ist nicht irgendein Lastwagen. Das ist ein Mercedes mit V8 Motor! Das Non-Plus-Ultra, wenn du mich fragst!» Als er noch ein kleiner Junge war, seien diese Lastwagen in der Schweiz aufgekommen und bis heute faszinieren sie ihn. «Ich habe jeweils bei meinem Grossi auf der Terrasse gestanden und immer, wenn so einer vorbeigefahren ist, gedacht: ‚So geil! Da drin will ich einmal sitzen!‘» Somit stand sein Berufswunsch Chauffeur schon ziemlich früh fest. Und auch wenn der Lastwagen, mit dem er heute durch den Kosovo fährt, über 20 Jahre alt ist und das eine oder andere eben manchmal repariert werden muss: Wiedmer könnte sich kein besseres Transportmittel vorstellen. «Den ersten Konvoi, den ich für die SWISSCOY gefahren bin, sollte ich mit einem neueren Lastwagen durchführen. Da habe ich dann aber schon geschaut, dass ich das Fahrzeug tauschen kann. Mir machen ‚die alte Chläpf‘ halt einfach viel mehr Spass!» Mehrmals im Kontingent fährt der 27-Jährige mit seinen Kameraden des Transportzugs vom Kosovo in die Schweiz und bringt beispielsweise defekte Puchs und anderes Material zurück, das umgetauscht werden muss. Bis zu 40 Tonnen transportieren die Chauffeure in insgesamt drei bis vier Lastwagen. Die rund 1‘800 km fahren sie in Schichten, brauchen dafür ca. drei Tage pro Weg. In der Schweiz angekommen, werden die Lastwagen wieder neu beladen und die Fahrer der SWISSCOY nehmen das geflickte oder neue Material wieder in den Einsatzraum.

Heute ist Wiedmer aber nicht auf dem Weg in die Schweiz, sondern an den Militärflughafen in Slatina. Einige hundert Meter vor dem Flughafen lässt er das Dieselfass auffüllen. Dann fährt er weiter zum Landeplatz des Schweizer Super Pumas. Dort stehen zwei grosse Zelte als Hangar für die beiden Helikopter. Beide Zelte werden mit einer Dieselheizung beheizt, diese muss Obgfr Wiedmer heute füllen. «Das habe ich schon mehrmals gemacht, ist also eine Routinearbeit für mich!» Das merkt man. Jeder Handgriff sitzt beim Profi. Zurück fährt der Lastwagen mit 2‘500 Liter weniger im Fass.

Dass der Verkehr im Kosovo seine eigenen Regeln hat, auch das stört Dominik Wiedmer nicht. Er schlängelt sich gekonnt und sicher mit dem rund 10 Meter langen Lastwagen durch die Strassen, als wäre es ein Kleinwagen. «Ich mag den Verkehr hier. In der Schweiz rasten die meisten Autofahrer ja wegen jeder Kleinigkeit aus, hier ist das nicht so.» Man müsse als Chauffeur halt etwas aufpassen und dann gehe es tiptop. Neben Material- und Personentransporte, ist das Transportdetachement auch für Bergungen von Fahrzeugen zuständig. «Das gibt es zwar nicht so oft, aber wenn, ist es immer mega interessant», meint der 27-Jährige, der vor dem Einsatz 10 Jahre lang für die gleiche Firma als Chauffeur tätig war. Für den Einsatz habe er sich entscheiden, weil er eine neue Herausforderung suchte: «Nach so vielen Jahren in derselben ‚Bude‘ kennst du alles in und auswendig. Da brauchst du dann mal eine Veränderung.» Hier könne er auch mal Stapler fahren oder den grossen Lastwagenkran bedienen. «Wenn du nicht jedes Detail schon kennst, sondern dich kurz fragen musst: Was, wie, wo… Das fägt dann schon!» Nach dem Einsatz hat er bereits einen neuen Job in der Schweiz, doch er kann sich gut vorstellen, irgendwann wieder für die SWISSCOY tätig zu sein als Fahrer: «Aber sicher! Ich habe hier wirklich eine gute Zeit!»

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