Das modulare Bekleidungs- und Ausrüstungssystem für militärische Einsätze
Ab Herbst 2023 rüstet die Schweizer Armee ihre Truppen schrittweise neu aus, mit dem modularen Bekleidungs- und Ausrüstungssystem für militärische Einsätze. Dieses ersetzt den Arbeitsanzug (Tenü C), die Grundtrageinheit 90, den Kampfrucksack 90, die Schutzweste 96 und die Trinksysteme, die am Ende ihrer Nutzungsdauer angelangt sind. In diesem Dossier sind alle Informationen über die neue Ausrüstung zusammengefasst.
Ab Herbst 2023 rüstet die Schweizer Armee ihre Truppen schrittweise neu aus, mit dem modularen Bekleidungs- und Ausrüstungssystem für militärische Einsätze (MBAS). Das MBAS verfügt über verbesserte thermophysiologische und ergonomische Eigenschaften. Zudem sind sein Gewicht und sein Volumen auf das Minimum reduziert. Dank seines modularen Aufbaus eignet es sich für alle Einsatzarten. Es ersetzt den Arbeitsanzug (Tenü C), die Grundtrageinheit 90, den Kampfrucksack 90, die Schutzweste 96 und die Trinksysteme, die am Ende ihrer Nutzungsdauer angelangt sind.
Woraus besteht das MBAS?
- Das neue Bekleidungssystem umfasst 33 neue Komponenten. Diese sind in sieben Schichten unterteilt, die von Unterwäsche bis zu einem Regen- und Kälteschutz reichen und ebenfalls Kopfbedeckungen und Bekleidungsaccessoires umfassen.
- Das Schutzsystem besteht aus zwei neuen modularen und konfigurierbaren Teilen: aus einem Plattenträger und einer Schutzweste.
- Das Tragsystem umfasst mehrere Tragplattformen, an denen Taschen modular befestigt werden können. Zudem verfügen alle Armeeangehörigen im Truppendienst mit dem MBAS über drei Rucksäcke/Taschen: einen Kampfrucksack, einen Einsatzrucksack und eine Einsatztasche.
- Die neuen Trinksysteme setzen sich aus einer Trinkblase sowie einem PET-Trinksystem zusammen.
Eine modulare Ausrüstung für mehr Flexibilität
Das MBAS besteht insgesamt aus 148 Ausrüstungsgegenständen, die zahlreiche Kombinationen ermöglichen. Die Armeeangehörigen können ihre Ausrüstung den Umgebungsbedingungen und den spezifischen Einsatzbedingungen anpassen. Die Taschen lassen sich beispielsweise auf verschiedene Arten tragen; sie können am Tragsystem, am Schutzsystem oder an einem Rucksack befestigt werden.
FAQ
Die gegenwärtig in der Nutzung stehende Kampfbekleidung 90/06 mit der dazugehörigen Grundtrageinheit wurde im Verlauf der 1990er-Jahre in der Armee eingeführt. Die verwendeten Materialien entsprechen dem damaligen technologischen Stand (z. B. bezüglich Atmungsaktivität und Witterungsschutz). Um den einsatzspezifischen, technologischen und logistischen Veränderungen Rechnung zu tragen, drängt sich die Einführung einer neuen Bekleidung und Ausrüstung auf.
Das MBAS soll die Angehörigen der Armee bei ihrer Auftragserfüllung unterstützen und verfügt dazu über eine hohe Modularität aller Komponenten. Das heisst, dass es der oder dem Armeeangehörigen möglich sein soll, die eigene Bekleidung den Temperatur- und Witterungsverhältnissen anzupassen. Die einzelnen Taschen können einsatzspezifisch montiert und getragen werden (wahlweise am Tragsystem, am Schutzsystem oder an einem Rucksack). Die neue Bekleidung und Ausrüstung ist in Bezug auf Ergonomie und Thermophysiologie besser als die aktuelle, was sich leistungssteigernd auswirkt. Sie ist auf ein Minimum an Volumen und Gewicht reduziert und modular aufgebaut. Dank den modular verwendbaren Bestandteilen wie Taschen und Schutzplatten können Bekleidung und Ausrüstung einsatzspezifisch ausgelegt werden.
Die Einführung des MBAS erfolgt gestaffelt, und zwar wie folgt:
- 150 Berufsmilitärs des Kommandos Spezialkräfte (KSK) und des Ausbildungszentrums der Armee erhalten die Schutz-, Trag- und Trinksysteme bis Ende 2023. Ihre vollständige Ausrüstung mit dem MBAS dauert bis Ende Juni 2024, da die Bekleidung erst später ausgeliefert werden kann.
- Das MBAS wird dann zuerst in einer Testphase ab 2024 in den Kader- und Rekrutenschulen des KSK eingeführt.
- Ab Januar 2025 werden alle Kaderschulen mit dem MBAS ausgerüstet oder auf das MBAS umgerüstet.
- Ab Sommer 2025 werden alle Rekrutinnen und Rekruten mit dem MBAS ausgerüstet.
- Ab 2026 wird das MBAS schliesslich schrittweise in den Bataillonen, den Abteilungen sowie den Stäben der Grossen Verbände eingeführt.
Die Logistikbasis der Armee ist, in Zusammenarbeit mit armasuisse, für die Abgabe des MBAS sowie den Ersatz der alten Ausrüstung verantwortlich.
Nein. Die Komponenten sind in Personalausrüstung sowie Einsatz- und Ausbildungsmaterial aufgeteilt. Zudem werden die Komponenten aufgaben- und funktionsspezifisch zugeteilt.
Das MBAS ersetzt ausschliesslich den Arbeitsanzug (Tenü C). Das aktuelle Tenü B wird weiterhin an alle Armeeangehörigen abgegeben. Zu einem späteren Zeitpunkt und im Rahmen eines anderen Projekts wird auch das Tenü B durch eine neue Generation ersetzt werden.
Das Tenü A (Ausgangsanzug) wird bis auf Weiteres weiterhin an alle Armeeangehörigen abgegeben.
Das MBAS ist auf die spezifischen Bedürfnisse der Frauen angepasst. Während den Testphasen wurden Armeeangehörige beider Geschlechter eingesetzt. Wie bisher werden die Frauen spezielle Unterwäsche erhalten. Die Kleidung für den Oberkörper, wie beispielsweise T-Shirts oder langärmelige Pullover, ist unisex.
Es handelt sich um die komplette Ausrüstung, von der Unterwäsche bis zur Schutzweste. Als Vergleich: Das Tenü C bestand aus mehr als hundert Komponenten.
Die Beschaffung des MBAS für 348 Millionen Franken wurde vom Parlament mit der Armeebotschaft 2018 bewilligt. Die Kosten teilen sich wie folgt auf:
- Kampfbekleidung: 50 %
- Ballistischer Körperschutz: 27 %
- Tragsystem: 20 %
- Trinksystem: 3 %
Die Beschaffung des MBAS wurde öffentlich ausgeschrieben. Das Bundesamt für Rüstung armasuisse hat die Aufträge für die Konfektion und Herstellung der unterschiedlichen Bestandteile des MBAS an verschiedene Schweizer und ausländische Unternehmen vergeben.
Herstellung der Tarngewebe:
- Altra Management AG (Textil) (Schweiz)
- E. Schellenberg Textildruck AG (Schweiz)
- Aktiengesellschaft Cilander (Schweiz)
- Schoeller Textil AG (Schweiz)
- Utexbel (Belgien)
- NT Majocchi Srl (Italien)
Herstellung der Witterungsschutzbekleidung:
- Workfashion.com AG (Schweiz)
- Cross Fashion Ltd. (Schweiz)
- Goldeck Textil GmbH (Österreich)
- Ziegler Textil AG (Deutschland)
- Unifeq Sp. Z.o.o. (Polen)
- Qualiance Pvt. Ltd. (Indien)
Herstellung der Tarn- und Arbeitsanzüge:
- Albiro AG (Schweiz)
- Cross Fashion Ltd. (Schweiz)
- Cooneen Defence (Grossbritannien)
- Ziegler Textil AG (Deutschland)
- Unifeq Sp. Z.o.o. (Polen)
- Qualiance Pvt. Ltd. (Indien)
Ballistischer Körperschutz:
- SSZ Equipment AG (Schweiz)
- Seyntex N.V. (Belgien)
Trinksystem:
- SSZ Equipment AG (Schweiz)
Vor der Auftragsvergabe veranlasste armasuisse eine Auditierung der Herstellungsbetriebe, um zu kontrollieren, dass die Arbeitsbedingungen in der Produktion den Standards der Internationalen Arbeitsorganisation entsprechen
und die Sicherheitsstandards eingehalten werden. Auch die Einhaltung von Umweltstandards wurde überprüft.
Die geschätzte Nutzungsdauer beträgt 25 Jahre.