Humanitäre Minenräumung
Das VBS stellt den UNO-Minenräumprogrammen seit Beginn weg Spezialisten der Schweizer Armee zur Verfügung. In den Einsatzgebieten geht es darum, einheimische Fähigkeiten – Räumtrupps, aber auch Management- und Führungsstrukturen – aufzubauen, zum Einsatz zu bringen und das notwendige Wissen nachhaltig zu vermitteln.
Humanitäre Minenräumung im Südsudan
Erfahren Sie hier mehr über die Einsatzmöglichkeiten im Bereich der Humanitären Minenräumung.
Die humanitäre Minenräumung kann auf grosse Erfolge zurückblicken. Seit dem Ende des Kalten Krieges konnten über 30 Staaten vollständig von Minen geräumt werden und in zehn Ländern wurden alle Rückstände von Streumunition entfernt. Die betroffenen Gemeinschaften werden heute zudem genauer über die Gefahren informiert und Überlebende von Unfällen besser versorgt. Trotz all dieser Fortschritte fordern Personenminen, Streumunition und explosive Kriegsmunitionsrückstände
(Blindgänger, Fundmunition, improvisierte Sprengfallen) jährlich noch immer tausende Opfer. Schliesslich ist zu beachten, dass das Ende eines bewaffneten Konfliktes keine unmittelbare Entlastung für die betroffene Bevölkerung bringt: Minen und andere nicht-explodierte Kampfmittel bleiben auch nach Konfliktende aktiv.
Die Schweiz setzt sich seit über 30 Jahren für die humanitäre Minenräumung ein. Sie erachtet es als ihre humanitäre Pflicht, die betroffenen Menschen bei der Bewältigung dieser Bedrohungen zu unterstützen. Seit 1999 ist das Personenminenübereinkommen ("Ottawa-Konvention") in Kraft und seitdem ist die Schweiz innerhalb der Bemühungen der internationalen Staatengemeinschaft ein wichtiger Akteur. Inzwischen ist diese Konvention von 164 Staaten ratifiziert worden. Zwischenzeitlich ist die Schweiz auch dem Streumunitionsübereinkommen ("Oslo-Konvention") beigetreten. Die Schweiz fördert unter dem Sammelbegriff "humanitäre Minenräumung" die Entwicklung und Umsetzung dieser Instrumente.
Das VBS engagiert sich dabei primär mit Expertise: Gemäss dem Prinzip der "Hilfe zur Selbsthilfe" geht es im Einsatzgebiet darum, einheimische Fähigkeiten – Räumkapazitäten, aber auch Management- und Führungsstrukturen – aufzubauen, zum Einsatz zu bringen und das notwendige Wissen nachhaltig zu vermitteln.
Konkret entsendet die Armee im Rahmen der militärischen Friedensförderung Expertinnen und Experten, die in das jeweilige UNO-Minenräumprogramm integriert werden. Dabei werden aktuell vier Feldprogramme in Afrika unterstützt, die vom Dienst für Humanitäre Minenräumung der UNO (UNMAS) geführt werden, sowie die UNO-Hauptquartiere New York und Genf. Zum Einsatz kommen Freiwillige aus der Miliz sowie Angehörige des zivilen und militärischen Berufspersonals. Diese Spezialistinnen und Spezialisten leisten einen hochwertigen und sichtbaren Beitrag. Der Einsatz erfolgt zivil und unbewaffnet.
Die Angehörigen der Miliz kommen hauptsächlich in den Bereichen Logistik und Informations-Management zum Einsatz. Deshalb werden laufend Angehörige der Armee mit ziviler Berufsausbildung und Berufserfahrung als Logistiker, im Informatikbereich (u.a. Sachkenntnisse im Bereich Datenbanken und geographische Informationssysteme GIS) oder ähnlichen Ausbildungen rekrutiert.
Als Voraussetzung für einen solchen Einsatz ist ein Mix aus militärischem Grundwissen und Führungserfahrung sowie ziviler Fachkenntnisse unabdingbar. Gesucht werden deshalb Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere als Fachleute, die in einem internationalen Umfeld im hohen Masse selbständig arbeiten, in englischer und/oder französischer Sprache kommunizieren und in einem interkulturellen Umfeld die geforderten Leistungen erbringen können. Ein Einsatz bedingt einerseits physische und psychische Belastbarkeit, ermöglicht andererseits aber einmalige und unvergessliche persönliche Erfahrungen und Erlebnisse. Die Einsätze dauern in der Regel ein Jahr mit der Möglichkeit zur Verlängerung.
Das zivile und militärische Berufspersonal stammt fast ausschliesslich aus dem Kommando Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung (Kdo KAMIR) in Spiez. Diese Spezialisten unterstützen den Kapazitätsaufbau im Bereich der Räumarbeiten vor Ort mittels Ausbildung, Qualitätskontrolle und Mentoring.
Nach erfolgreicher Selektion müssen die neu rekrutierten Spezialisten verschiedene Ausbildungsblöcke bestehen, darunter ein Sicherheitstraining bei SWISSINT und eine technische Ausbildung durch das GICHD oder die UNO.
Im Rahmen des Aktionsplans humanitäre Minenräumung 2023-2026 werden die politischen und operationellen Aktivitäten des Bundes definiert. Hauptziel ist es vor Ort konkrete Impulse zu geben, neue Opfer zu vermeiden und die Lebensbedingungen der betroffenen Bevölkerung zu verbessern. Der Bund stellt dafür jährlich rund 17–18 Millionen Franken zur Verfügung. Weiter stehen die Universalisierung und Einhaltung der bestehenden völkerrechtlichen Instrumente und die Nutzung von Synergien zwischen der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Minenräumung im Fokus. Daneben will die Schweiz bei der Entwicklung neuer Instrumente und Konzepte und der Aufnahme neuer Themen von Beginn an aktiv mitwirken.
Der Bund praktiziert eine Arbeitsteilung nach dem Grundsatz des "whole of government" Ansatzes in der humanitären Minenräumung. Konkret fokussiert sich die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in erster Linie auf die Opferhilfe, die Prävention und den Aufbau lokaler Kapazitäten. Die Abteilung Frieden und Menschenrechte des EDA (AFM) unterstützt insbesondere Räumungsprojekte und leistet finanzielle Beiträge an das Internationale Genfer Zentrum für Humanitäre Minenräumung (GICHD). Das EDA ist auch federführend bei der Politikgestaltung.
Mit der Unterstützung des GICHD werden vor allem in Projekte in den Bereichen Informationsmanagements (IMSMA, Information Management System for Mine Action), der internationalen Normierung (IMAS, International Mine Action Standards) und des Qualitätsmanagements unterstützt. Das VBS organisiert zudem zusammen mit dem GICHD, UNICEF sowie UNOPS im Rahmen des Partnership for Peace-Programms (PfP) jährlich Einführungs- und Fortbildungskurse im Bereich humanitäre Minenräumung.