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SWISSCOY Update - Taktische Erstversorgung von Verletzten

Bei Verletzungen im Ereignisfall zählt jede Sekunde. Neun KFOR-Angehörige, bestehend aus Österreichern und Schweizern, wurden im Rahmen einer Ausbildung im Einsatzraum zur Nothilfe auf dem Feld befähigt. In einer grossangelegten Abschlussübung mussten sie das Gelernte praktisch umsetzen.

27.07.2021 | Fachoffizier Michelle Steinemann, Presse- und Informationsoffizierin SWISSCOY 44

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Leben können gerettet werden, wenn Soldatinnen und Soldaten wissen, was bei einem Ereignis mit schwer verletzen Kameraden zu tun ist. Internationale Studien haben aufgezeigt, dass insbesondere bei drei Verletzungsarten die Wahrscheinlichkeit des Überlebens eines Verwundeten durch die richtige Erste-Hilfe-Leistung steigt. Dies sind Fälle von massiven Blutungen, Ersticken und Verletzungen des Brustbereichs. Diese Verletzungsarten werden daher in der Ausbildung in Tactical Combat Casualty Care (T-triple-C) behandelt.

Gezielte Erste Hilfe

Für die SWISSCOY im Kosovo bedeutet TCCC die taktische Verwundeten-Versorgung bei einem Ereignisfall. Als Ersthelfer wird diese Nothilfe durch die Soldaten der eigenen Truppe sichergestellt und durch diese medizinische Zusatzausbildung gewährleistet. Dabei geht es – anders als bei einer üblichen Nothilfe – nicht ausschliesslich darum, Verwundete medizinisch zu versorgen, sondern um die Evakuierung eines Kameraden aus einer Gefahrenzone unter dem Schutz von Elementen der KFOR. Erst danach können sie die medizinische Hilfe gewährleisten.

Intensive Ausbildung

Neun Österreicher und Schweizer haben an der TCCC-Ausbildung im Einsatzraum teilgenommen. Dabei übten sie den Prozess im Einsatzfall: den Eigenschutz sicherstellen, taktisch zum Verwundeten stossen und diesen zu bergen. Danach wird der Patient zuerst rudimentär erstversorgt, um anschliessend an einem sicheren Standort eine komplette Notversorgung zu erhalten. Die Nothelferinnen und Nothelfer beurteilen den Zustand ständig neu und sobald es die Lage zulässt, können die Verwundeten aus der Gefahrenzone evakuiert werden. Der Fokus der Ausbildung lag darauf, die Soldaten durch eine klare Vorgehensweise zu befähigen, die Patientenversorgung auch unter ungünstigen Umständen sicherzustellen und die grösste Überlebenschance zu gewährleisten. Wie in anderen Bereichen, erfolgt ebenfalls die Ausbildung der Medics auf einer hohen Eskalationsstufe. Damit kann sichergestellt werden, dass in einer aussergewöhnlichen und unerwarteten Situation Ruhe bewahrt, schnell richtig gehandelt und angemessene Entscheidungen getroffen werden, auch wenn dies in der normalen Lage im Kosovo nicht zu erwarten ist. Hierbei ist es auch relevant, dass die Medics wissen, wie sie sich im taktischen Umfeld bewegen müssen und Befehle eines taktischen Einsatzleiters richtig verstehen und umsetzen könnten.

Abschlussübung MEDEVAC

Als Ausbildungsende wurde das Geübte praktisch getestet. Das Szenario gestaltete sich so, dass eine Patrouille durch eine improvisierte Sprengfalle verletzt und anschliessend unter Beschuss gerät. Die Kursteilnehmenden hatten den Auftrag, die Verletzten nach dem eingeübten Prozess zu bergen, zu versorgen und für die Evakuierung mit dem Helikopter vorzubereiten. Um das Szenario so realistisch wie möglich zu gestalten hat das schweizer-österreichische Medic-Team den Figuranten echt aussehende Wunden geschminkt und ebenfalls die Uniformen wurden blutverschmiert.

 

Die Teilnehmenden haben viel theoretisches und praktisches Wissen angeeignet und in der Übung den eintrainierten Prozess gut umgesetzt. Ausserdem haben sie flexibel auf Veränderungen reagiert und untereinander sowie mit dem Patienten sehr gut kommuniziert. 

- Oberst im Generalstab Kai Tisljar, leitender Arzt (CMO)

Die Kursteilnehmenden waren mit der angetroffenen Situation ziemlich gefordert. Sie fanden sechs Patienten mit unterschiedlichen Verletzungen vor, darunter einen Beckenbruch, einen Leistendurchschuss, eine schwere Kopfverletzung, Splitterverletzungen und einen Patienten mit einer psychischen Belastungsreaktion, der die Arbeit der Helfer zusätzlich erschwerte. Nun ging es darum, schnellstmöglich Deckung zu finden und zu eruieren, welche Patienten priorisiert versorgt werden müssen. Als dauernde Aufgabe stand die Neubewertung des Zustands der Patienten an. Übungsinstruktoren haben jeweils angegeben, ob und wie sich der Zustand des Patienten änderte, was die Beübten zu weiteren Massnahmen zwang. Oberst im Generalstab Kai Tisljar, Chief Medical Officer (CMO) der SWISSCOY, zeigte sich äusserst zufrieden mit der Leistung: «Die Teilnehmenden haben viel theoretisches und praktisches Wissen angeeignet und in der Übung den eintrainierten Prozess gut umgesetzt. Ausserdem haben sie flexibel auf Veränderungen reagiert und untereinander sowie mit dem Patienten sehr gut kommuniziert. » Verbesserungspotenzial sah er noch in der Organisation im gesicherten Halt, beim Infusionenlegen und bei der Bergetechnik. Aber es sei wie immer: praktisch üben sei der Erfolgsfaktor. Nach der intensiven Abschlussübung und dem anschliessenden theoretischen Test hatten es die Kursteilnehmenden geschafft und ihr Wissen und Können unter Beweis gestellt, das sie im weiteren Friedensförderungseinsatz einbringen können, aber hoffentlich niemals bei einem Ereignis anwenden müssen.

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