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SWISSCOY Update - «Ich profitiere von einmaligen Erfahrungen»

Ein Arzt für alle Fälle – den braucht es im Kosovo bei der SWISSCOY. Im 45. Kontingent ist unter anderem Arzt Major Rany El Nashar der Chief Medical Officer. Er kümmert sich um die Gesundheit der Schweizer Armeeangehörigen. Dabei wird er von einem Team unterstützt, das sich aus schweizerischem und österreichischem Pflegepersonal zusammensetzt.

17.02.2022 | Wm Selina Berner, Stv Presse- und Informationsoffizier SWISSCOY 45

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Arzt Major Rany El Nashar gefällt die Zeit im Kosovo sehr

Sein Tag beginnt um 8.00 Uhr mit dem Teamrapport im Medical Center. Dort wird der Tagesablauf besprochen und wer für welchen Dienst heute verantwortlich ist. Ab 8.30 Uhr ist die Tür der Arztpraxis Role 1 im Camp Film City geöffnet und laufend kommen Patienten rein. «Die meisten sind nicht angemeldet, sondern schauen einfach spontan vorbei», erklärt Rany El Nashar. Er will von jeder Person zuerst wissen, wo der Schuh drückt. Am Schluss stellt er seine noch offenen Fragen. «Meist weiss ich allein schon von den Erzählungen, was es sein könnte. Ich untersuche aber dennoch jeden Patienten, damit ich andere Möglichkeiten ausschliessen kann», so der 36-Jährige. Die Arztpraxis wird von Schweizern geführt, ist aber eine Zusammenarbeit mit österreichischen Kameraden. Behandelt werden alle Nationen. «Das finde ich auch das Interessante hier: die Internationalität», so El Nashar. Einmal sei beispielsweise ein amerikanischer General vorbeigekommen und wollte wissen, wie er eine Wunde zunähen könne. Er gehe auf Bärenjagt in den Rocky Mountains und falls er sich verletze, wolle er sich selbst verarzten können. So führte ihn Rany El Nashar in die Kunst des Wundnähens ein. «Dabei kam ich mir vor wie in einem Film! Ich hatte noch nie einen so hohen amerikanischen Armeeangehörigen getroffen und er redete genauso, wie ich das von Filmen her kenne!»

 

Ich habe gelernt auf meine Intuition zu hören und das hilft mir dann sicher auch in der Schweiz als angehender Hausarzt.

 

Grundsätzlich seien die Fälle hier im Einsatzraum keine wahnsinnig komplizierten. «Das mag viele vielleicht überraschen, weil sie ein anderes Bild von einem Militäreinsatz im Ausland haben», so El Nashar und er führt weiter aus: «Einige Leute mögen denken, ich hätte hier tagtäglich mit Schwerverletzten zu tun.» Das sei aber ganz und gar nicht so. Die meisten Armeeangehörigen kommen wegen Erkältungen, Sportverletzungen oder psychischen Problemen in die Role 1. Und hier seien die beschränkten Mittel die Herausforderung: «In der Schweiz will man als Arzt immer auf Nummer sichergehen und dafür kann man diverse Tests anordnen. Hier geht das nicht oder nur selten, weil es mit einem immensen Aufwand verbunden ist.» Somit muss sich der Chief Medical Officer vor allem auf zwei Dinge verlassen: auf die Erzählungen der Patienten und auf sein Bauchgefühl. Für El Nashar sind die drei Monate hier deshalb eine äusserst lehrreiche Zeit: «Ich habe gelernt auf meine Intuition zu hören und das hilft mir dann sicher auch in der Schweiz als angehender Hausarzt.» Gut vorbereitet ist er dafür bestimmt, denn sein Aufgabenfeld in der Role 1 entspricht am ehestem jenem eines Hausarztes. «Man ist hier wirklich ein Allrounder und weiss am Morgen nicht, was auf einen zukommt. Ich wurde z.B. auch mal als Mediator angefragt bei einem Teamkonflikt. So etwas habe ich vorher noch nie gemacht» Er habe sich nicht nur auf medizinischer Ebene weiterentwickelt, sondern auch auf persönlicher: «Dieser Einsatz hat sich deshalb für mich auf alle Fälle gelohnt!»

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